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Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein über den schwierigen Umgang mit dem Thema Aufstieg beim SV Darmstadt 98.

Der SV Darmstadt 98 steht auf Rang zwei. Wenn die Mannschaft im zweiten Teil der Saison so weiterspielt wie bisher, steigt sie auf. Das ist keine Übertreibung, sondern einfach nur Mathematik.

Beim Verein tut man sich mit dem Thema Aufstieg allerdings schwer, reagiert bisweilen fast allergisch auf das A-Wort. Das ist bis zu einem gewissen Punkt verständlich. Dass die Mannschaft so gut dasteht, war nicht zu erwarten, schon gar nicht nach der schwierigen Vorbereitung und dem schlechten Saisonstart. Den Aufstieg als Ziel auszugeben, wäre auch jetzt etwas vermessen und würde Druck und Erwartungen unnötig erhöhen. Wenn die Mannschaft das Niveau des ersten Saisonteils nicht ganz halten kann, wäre das keine Schande und kein Versagen.

Doch es gibt auch die Metapher vom Elefanten im Zimmer. Sie bezeichnet ein offensichtliches Thema oder Problem, das zwar im Raum steht, aber dennoch von den Anwesenden nicht angesprochen wird, sei es aus Pietät, Furcht vor Tabubruch oder politischer Korrektheit. Genau das wäre aber der Fall, wenn man das Thema Aufstieg krampfhaft auszuklammern versucht. Trainer Torsten Lieberknecht hat selbst nach dem letzten Spiel des Jahres in Regensburg eingeräumt, dass es angesichts des Tabellenplatzes immer schwieriger werde, „um dieses Thema herumzureden“.

Erinnerungen an 2015

Vielen wird noch in Erinnerung sein, wie der Verein beim letzten Bundesliga-Aufstieg 2015 um das Thema herumdruckste. Trainer Dirk Schuster sprach so lange wie möglich vom Kampf gegen den Abstieg. Dann wollte er die anderen Teams ärgern. Und am Ende waren die Lilien aufgestiegen.

Die Spieler wiederholten phrasenhaft die Floskeln, die man ihnen eingebleut hatte. Dominik Stroh-Engel flippte nach dem 2:2 gegen Tabellenführer Ingolstadt in der Mixed Zone regelrecht aus, als er auf das Thema angesprochen wurde. Phrasen und gespielte (?) Empörung sorgten damals für viel Schmunzeln. Glaubwürdig waren sie nicht. Nur Jan Rosenthal, bekannt für seinen eigenen Kopf, sagte nach dem perfekten Klassenerhalt, man brauche nun andere Ziele, damit man nicht so vor sich hindümpele.

Vergangene Woche stellte sich Fabian Schnellhardt den lokalen Journalisten. Natürlich wolle die Mannschaft so lange wie möglich oben dabei sein, sagte er. Und natürlich wäre es auch eine Lüge zu behaupten, dass er nicht in der Bundesliga sprechen wolle. Das klingt authentisch, glaubwürdig und keinesfalls überheblich.

Hoffentlich wird Schnellhardt damit nicht der neue Rosenthal. Hoffentlich bleiben seine Kollegen bei dem Thema in den kommenden Wochen ebenfalls so offen und flüchten sich nicht in vorgegebenen Phrasen. Denn den Elefanten im Raum sehen im Moment alle.

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Bildquellen

  • FCSP-SVD-blog-2019-20-ball: Arthur Schönbein

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