Rückblick: Die Woche mit dem SV Darmstadt 98

Eine Frage des Gelbes, eine zweite App und eine geile Sau – die Woche mit dem SV Darmstadt 98 aus Sicht von Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein.

Mittwoch

“Wie viele Gelbe Karten schafft Gjasula?” – diese Mittwochsfrage des Lilienblogs hat nicht allen gefallen. Überwiegend gab es zwar amüsierte Reaktionen, aber einige Leser reagierten auch verärgert: “Daneben”, “populistisch” oder “ehrabschneidend” hieß es da unter anderem. Dabei kokettiert Gjasula selbst humorvoll mit seinem Image als Gelb-Karten-König. Er nehme sich jedes Jahr vor, weniger Karten zu bekommen, aber es funktioniere irgendwie nicht, sagte er vor einigen Wochen in einer Medienrunde. Und auf die Frage, wieso es denn keine Gjasula-Straße in Paderborn gebe, antwortete er grinsend: “Die wäre ja nur gelb.” Was witzig oder gelungen ist, entscheidet meist der persönliche Geschmack. Aber ich finde nicht, dass man gleich selbst die Schere im Kopf anlegen muss, um womöglich politisch korrekter zu sein als der Betroffene selbst.

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Immer wieder schön ist es, wenn Spieler in Medienrunden sprechen, die man nicht regelmäßig vor oder nach den Spielen hört. Jannik Müller ist so einer. Bemerkenswert offen und reflektiert erzählt der erfahrene Zweitliga-Profi über seine schwere Zeit beim SV Darmstadt 98, in der er zeitweise nicht einmal mehr zum Kader gehörte.

Donnerstag

Eine bemerkenswerte Demut demonstriert Torsten Lieberknecht trotz des Höhenflugs seines Teams vor dem Spitzenspiel gegen Werder Bremen. Von einem “Privileg” spricht er. Das betreffe “sowohl die Situation, in der wir uns befinden, wie auch ein Topspiel an einem Samstagabend gegen Werder Bremen bestreiten zu dürfen”, sagte er. “Das haben viele nicht gedacht.” Noch bemerkenswerter seine Aussagen zu seinen Werder-Erinnerungen: “Ich weiß nur, dass es schöner ist, im Weserstadion zu spielen als auf dem ehrwürdigen Platz 11. Da habe ich nämlich die meisten Spiele bestreiten müssen mit Eintracht Braunschweig.” In einem semiprofessionellen Umfeld unter professionellen Bedingungen zu spielen, sei aber für seine Entwicklung als Spieler wie als Trainer wichtig gewesen.

Freitag

Seit rund zwei Jahren gibt es die App “Lilien News”. Eigentlich wollten der Entwickler und ich sie damals “Wir Lilien” nennen. Wir haben davon aber mit Blick auf den damaligen Claim des Vereins “Wir Lilien. Aus Tradition anders” in weiser Absicht Abstand genommen. Das hätte Ärger geben können. Denn nun heißt die offizielle Vereins-App “Wir Lilien”. Der Wir-Gedanke ist – zumindest aus meiner Sicht – jedoch stärker in “Lilien News” abgebildet, die ein umfassendes Forum der gesamten Lilien-Community und der zugehörigen Medien bilden will. Die Unterschiede zwischen beiden Apps haben wir hier nochmals näher ausgeführt.

Samstag

Klaus Gjasula wird zum entscheidenden Lilien-Spieler bei der Partie gegen Bremen – leider im negativen Sinn. Für sein Einsteigen gegen den Bremer Romano Schmid sieht er erst die Gelbe Karte, die dann nach VAR-Intervention in Rot umgewandelt wird. Interessant: Alle, mit denen ich danach außerhalb des Lilien-Umfelds sprechen, sehen den Feldverweis als gerechtfertigt an. Bei der Umfrage des Lilienblogs sieht es lange so aus, als würde sich die Mehrheit Rot für zu hart ansehen. Am Ende votieren dann aber doch etwas mehr Teilnehmer für “gerechtfertigt”. Seinen Gelb-Karten-Rekord aus Paderborn kann Gjasula damit übrigens nicht mehr einstellen, denn er erhält im Nachgang eine Sperre von zwei Spieltagen.

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Einer, der sich nur schwer über den Feldverweis und die gesamte Schiedsrichterleistung beruhigen konnte, war Torsten Lieberknecht. Zwar ist der Lilien-Coach während der Partie immer sehr emotional. Nach Schlusspfiff ist das allerdings in der Regel beigelegt, und es gibt Shakehands. Anders in Bremen. Da wollte Lieberknecht nach dem Spiel nicht zum Schiedsrichter gehen – “aus Selbstschutz”, wie er sagte.

Montag

Seit dem 3. Spieltag lässt der Lilienblog über den Lilien-Spieler des Spiels abstimmen. Es gab knappe und klarere Entscheidungen. Aber so eindeutig wie nach dem Werder-Spiel fiel das Votum noch nie aus. 96 Prozent der Teilnehmenden stimmten für Marcel Schuhen, der mit einer überragenden Leistung im Tor dafür gesorgt hatte, dass der SV Darmstadt 98 bis zum Ende das Spiel offen halten konnte. Die nächsten “Marcel Schuhen ist ‘ne geile Sau”-Sprechchöre sind ihm damit sicher.